Ja, so ist das mit dem Leben. Es ist wie unsere Gärten. Ein Kommen und Gehen und stetiger Wandel. Eltern werden
älter, gehen oder müssen gepflegt werden. Die Kinder wachsen über sich hinaus und beschenken uns mit Enkeln. Um sich dann doch wieder zu trennen. Häuser werden aufgegeben und mit ihnen auch die
Gärten. Mütter werden umgezogen ... Nun ja, Leben halt in seiner Vielfalt.
Irgendwann fragte ich mich, wie lange ich in diesem Fluss noch so getrieben werden möchte. Wo sind eigentlich meine Wünsche und Träume? So wurde es höchste Zeit für meine ganz persönliche
"Löffelliste". Ganz oben stand: Mein digitales Erbe!

Fangen wir also von vorne an. Warum trägt mein "Urwald auf Dach" den Namen Artemisia-Himmels-Dachgarten?
Artemisia ist mein Lieblingskraut aus Kindertagen. Ich verbrachte wundervolle Sommer in einem kleinen Dorf an der Elbe. Kopfsteinpflaster, roter Backstein, warmer Landregen auf gelbem Sand.
Unberührte Seerosenteiche und der Duft von Artemisia, wenn ich sanft über sie strich. Ihr Duft hat sich tief in meiner Seele verankert. Heute weiß ich, sie gehört zu MariaBettStroh und ist
ein uraltes Heil- und Frauenkraut. Hilfreich und unverwüstlich. Nach Tschernobyl war sie die erste Pflanze, welche auf dem verseuchten Boden wieder eine Heimat fand. Die Artemisia gibt es in
vielen Pflanzengattungen. Tief in den Traditionen und altem Wissen verwurzelt gab sie meinem grünen Paradies ihren Namen.

In über 20 Jahren Dach-Garten-Kompetenz hat sich viel Erfahrung angesammelt. Nun weiß ich, die Sonne kann erbarmungslos sein. Der Himmel nicht nur schön, sondern auch sehr gefährlich. Stürme und Windböen kommen wie aus dem Nichts. Entenbabys springen vom 6. Stock, um dann gemütlich die Straße runter zu watscheln. Holzbienen, Falken und Raben meinen, es wäre ihr zu Hause und umflattern uns argwöhnisch. Schattenpflanzen, die die volle Sonne lieben, belehren mich eines Besseren. Bäume, die viel zu schnell in den Himmel wachsen, wandern wieder auf die Erde, um Heimat in anderen Gärten zu finden. Rosen machen sich super im Klimawandel. Blackbox-Ecken mit urwüchsigen Wildkräutergestalten helfen bei zukünftigen Entscheidungen. Und Mohn, Mohn, so weit das Auge reicht. Er verbindet sich mit der Landschaft. Dies und viel mehr ist mein Garten.

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